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Theologe: Afrikanische Katholiken finden „Fiducia supplicans“ sonderbar

Der Hochschullehrer Jean-Olivier Nke Ongono erklärt die Reaktion der afrikanischen Katholiken unter anderem mit dem wachsenden Bewusstsein für den Wert der eigenen Tradition und Kultur
Reaktionen in Afrika auf "Fiducia supplicans"
Foto: IMAGO/xgodongphotox (www.imago-images.de) | Über die Gläubigen in Afrika sagt Nke Ongono: "Sie sehen die Homosexualität als teuflisch oder in jedem Fall als nicht hinnehmbaren Gräuel an, während die anderen Formen von Verbindungen in Afrika mehr oder weniger ...

Die Erklärung „Fiducia supplicans“, mit der der Vatikan vor Weihnachten die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare erlaubte, hat afrikanische Katholiken befremdet.

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Jean Olivier Nke Ongono, Lehrstuhlinhaber für Globale Kirchenleitung an der Ludwig-Maximilians-Universität München erinnert in diesem Zusammenhang an das Traditionsbewusstsein afrikanischer Christen: Afrikanische Katholiken hätten „Fiducia supplicans“ mehrheitlich als „eine Sonderbarkeit wahrgenommen“, die „von anderswo“ komme und die man auf subtile Weise als ein anderes Eheverständnis ausgeben wolle – seien es gleichgeschlechtliche Verbindungen oder Paare in irregulären Situationen.

Katholizismus begrifflich stark mit dem Westen assoziiert

Dieser Vergleich sei aber für die Gläubigen nicht nachvollziehbar. Wörtlich schreibt Ongono: „Die Schwere dieser beiden Lebensformen ist für die afrikanischen Katholiken nicht die gleiche. Sie sehen die Homosexualität als teuflisch oder in jedem Fall als nicht hinnehmbaren Gräuel an, während die anderen Formen von Verbindungen in Afrika mehr oder weniger geduldet oder sogar akzeptiert werden.“

Der aus dem Bistum Obala in Kamerun stammende Geistliche unterstreicht, dass der Katholizismus – zumindest begrifflich – in Afrika stark mit dem Westen assoziiert werde. Dieser Aspekt sei für die Analyse der afrikanischen Reaktion wichtig, da schon seit ein paar Jahren eine Bewegung, eine Ideologie mit der Bezeichnung „Kemetismus“ zunehme.

Der Name dieser „neuen“ Denkströmung leitet sich etymologisch aus dem Wort „kemet“ ab, was „schwarz“ oder „von der Sonne gebräunt“ bedeutet und auf die Kemet/Schwarzen des Alten Ägyptens Bezug nimmt. Die Bewegung predige eine Rückkehr zur ursprünglichen afrikanischen Kultur und ermutige zur Ablehnung jüdisch-christlicher und muslimischer kultureller Einflüsse. Dieses Denken gewinne vor allem in den jüngsten Bevölkerungsschichten Anhänger gewinnt.  DT/reg

Lesen Sie den ausführlichen Beitrag von Jean-Olivier Nke Ongono zur Rezeption von "Fiducia supplicans" in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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